Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V.

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Velschichtiges Engagement, umfangreiche Herausforderungen

BVWW Mitgliederversammlung: Rückschau auf ein ereignisreiches Jahr – Zahlreiche Aufgaben auf der Agenda – Geschäftsführer Jürgen Tracht stellt seinen Nachfolger Karsten Stahlhut vor

Rückschau auf das vergangene Jahr, Ausblick auf geplante Aktivitäten und die Gelegenheit zu guten Gesprächen mit Kollegen aus der Branche, das kennzeichnet die jährliche Mitgliederversammlung des BVWW im Rahmen eines Verbandsabends während der boot in Düsseldorf. Ehrengäste der auch in diesem Jahr gut besuchten Veranstaltung waren Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf, boot-Director Petros Michelidakis sowie ADAC-Vizepräsident Kurt Heinen mit Dr. Steffen Häbich, Leiter der Wassersportabteilung im ADAC.

Werner M. Dornscheidt, der sich zum 1. Juli in den Ruhestand verabschiedet, betonte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit der Messe Düsseldorf mit dem Bundesverband Wassersportwirtschaft (BVWW) und die Bedeutung der boot Düsseldorf für die Branche: „Diese Veranstaltung hat Respekt verdient.“ Zumindest dem Messegelände bleibt Dornscheidt erhalten – als Generalkonsul für Mexiko behält er dort ein Büro und kann hautnah die weitere Entwicklung der boot verfolgen. boot-Director Petros Michelidakis ging auf den guten Verlauf der boot 2020 ein und betonte deren erneutes Wachstum hinsichtlich Fläche, Ausstellern und Besuchern. Und eine weitere, für den Verband besonders wichtige Personalie wurde an diesem Abend noch einmal ganz offiziell thematisiert: Jürgen Tracht stellte der Mitgliederversammlung mit Karsten Stahlhut seinen Nachfolger im Amt des Geschäftsführers des BVWW vor, das er am 1. Juli antritt.

Da der ausführliche Geschäftsbericht des Verbandes den Mitgliedern bereits im Vorwege zugestellt worden war, genügte es an diesem Abend, auf einzelne Punkte kurz einzugehen und die erforderlichen Abstimmungen vorzunehmen. Weitere Interna können die Mitglieder dem Sitzungsprotokoll entnehmen.

Der Überblick über das Dienstleistungsangebot des Verbandes für seine Mitgliedsunternehmen und sein Engagement auf nationaler und internationaler Ebene im Dienste der Branche und zum Wohle des Wassersports ist beeindruckend. Für 2020 ist eine Mitgliederbefragung vorgesehen, um Bedeutung sowie Inanspruchnahme der angebotenen Dienstleistungen kritisch zu überprüfen und entsprechend der Bedürfnisse der Mitgliedsunternehmen zu optimieren und anzupassen.

Aktuell reicht das Angebot von der rechtlichen Beratung (die neben der Lobbytätigkeit nach wie vor die wichtigste Dienstleistung des Verbandes darstellt) in allen Fragen rund um das Wassersportgeschäft, der Rechtsprechung angepasste Verträge und AGB über regelmäßige Informationen zu der Entwicklung der maritimen Wirtschaft, aktuelle Trends, Marktstudien, Statistiken, Seminare auf den regionalen Branchentreffs (die Rechtslage bei Auslandsgeschäften, Website mit Verfallsdatum und der Einsatz von Warenwirtschaftssystemen standen im abgelaufenen Geschäftsjahr dabei im Mittelpunkt) bis hin zu Videoseminaren auf der Videoplattform SICHER-WISSEN.

Der Online-Auftritt der Mitgliedsunternehmen zum Thema Website mit Verfallsdatum gewinnt zunehmend an Bedeutung. Aufgrund der positiven Resonanz hatte der Verband entschieden, eine digitale nnovationshotline anzubieten. Im Rahmen dieses Angebotes haben die Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit, eine kostenfreie Beratung durch den Kooperationspartner Coeln Concept in Anspruch zu nehmen.

Für das Jahr 2020/2021 hat sich der Verband gemeinsam mit der Deutschen Meeresstiftung für ein Forschungsprojekt mit dem Titel Nachhaltigkeitsweißbuch für die Wassersportwirtschaft beworben, um im weiteren Verlauf einen Dialog über nachhaltige Projekte in der Branche zu beginnen. In vier Arbeitsgruppen
sollen im ersten Schritt der Ist-Zustand und die Nachhaltigkeitspotenziale für die Wassersportwirtschaft in den folgenden Bereichen identifiziert werden:

• Sharing Community (intelligente gemeinsame Nutzungssysteme für Wassersportgeräte)
• Energie (regenerative Energiesysteme in Häfen und an Bord)
• Antriebe (alternative Antriebstechnologien)
• Materialien (nachhaltige Materialien im Boots- und Hafenbau)

Die Ergebnisse einer Befragung des BVWW mit Unterstützung des Verbandes Deutscher Sportbootschulen (VDS) zum Thema Führerscheine sind in einem 53-seitigen Forschungsbericht zusammengefasst. Von 2009 bis 2018 hat sich die Anzahl der jährlich ausgegebenen Führerscheine um rund 26 Prozent auf etwa 86.000 erhöht. Gleichzeitig wurde jedoch festgestellt, dass durchaus nicht alle neuen Führerscheininhaber ein Boot kaufen wollen. Als häufigster Grund für den Erwerb eines Führerscheins wurde Bildungsinteresse (50 Prozent) angegeben, gefolgt von dem Wunsch, ein Boot zu chartern und dem Wunsch, ein Boot zu kaufen.

Zu den Informationsmedien des Verbandes zählt das Magazin Wassersport-Wirtschaft, das viermal jährlich in einer Auflage von rund 8.000 Exemplaren erscheint und neben Mitgliedern auch Entscheider innerhalb der Branche sowie bei branchenrelevanten Behörden und Institutionen erreicht. Die Mitgliedsunternehmen erhalten zusätzlich per E-Mail die Beilage BVWW Exklusiv, in der wichtige Themen speziell aufbereitet werden. Über aktuelle Entwicklungen werden die Mitgliedsunternehmen zudem durch den E-Mail-Newsletter informiert. Spezielle E-Mail-Newsletter gibt es auch für die einzelnen Fachgruppen. Auf seiner Homepage hält der Verband überdies Marktberichte, Statistiken, Trendanalysen sowie Übersichten über aktuelle Förderprogramme für seine Mitgliedsunternehmen bereit. Besonders erwähnenswert ist das ICOMIA Recreational Boating Industry Statistics Book, das der BVWW seinen Mitgliedern jährlich kostenfrei zur Verfügung stellt. Das Statistics Book enthält Daten und Fakten über den weltweiten Boots- und Ausrüstungsmarkt. Ebenfalls verfügbar ist der ICOMIA Environment Guide mit aktueller Umweltgesetzgebung für Europa, die USA, Asien und Australien.

Für die Unternehmen wird es immer wichtiger, ihre Kompetenzen nach außen darzustellen. Eine Zertifizierung ist dazu ein geeignetes Mittel. Der Verband hat in Zusammenarbeit mit dem International Marine Certification Institute (IMCI) in Brüssel einen Branchenstandard erarbeitet, der als Grundlage der Zertifizierung dient. IMCI ist ein führendes Zertifizierungsunternehmen der internationalen Wassersportbranche.überprüft werden Bootshandels-, Zubehörhandels-, Bootservice- und Motorenservicebetriebe. Der Zertifizierungszeitraum beträgt drei Jahre.

Grundlage für eine erfolgreiche Vertretung der Brancheninteressen ist fachliches Know-how. Derzeit verfügt der Verband über folgende Fachvereinigungen:

• Arbeitskreis Charterboot (AKC)
• Bundesverband Kanu e.V. (BV Kanu)
• Fachvereinigung Bootsmotoren (FVB)
• Fachvereinigung Yachthafenbau
• Fachverband Seenot-Rettungsmittel e.V. (FSR)
• Tauchsport-Industrieverband (tiv)
• Verband der Sportboot- und Schiffbau-Sachverständigen e.V. (VBS)

Der BVWW selbst arbeitet in folgenden nationalen und internationalen Organisationen mit:

• DIN-Normenausschuss Schiffbau- und Meerestechnik
• Hafenbautechnische Gesellschaft
• Deutscher Tourismusverband (DTV)
• Messerat boot Düsseldorf
• European Boating Industry (EBI). Sie vertritt seit 2009 als unabhängige Organisation die Interessen der europäischen Mitgliedsverbände auf EU-Ebene.
• International Council of Marine Industry Associations (ICOMIA)
• International Marine Certification Institute (IMCI), Brüssel
• Internationale Wassersportgemeinschaft Bodensee (IWGB)
• PIANC (World Association for Waterborne Transport Infrastructure)

Die bundesweite Kampagne BOOTSSPORT ERLEBEN als Nachfolgerin der dreijährigen Aktion START BOATING, die vom BVWW maßgeblich mit angeschoben wurde, hat im Jahre 2019 zum ersten Mal stattgefunden. Aus Sicht der Organisatoren waren beide Kampagnen bisher ein großer Erfolg. Knapp 11.500 Menschen wurde in den vier Jahren bei Probefahrten erstmals das Erlebnis Bootfahren ermöglicht. Inwieweit die Kampagne BOOTSSPORT ERLEBEN aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr umgesetzt werden kann, steht derzeit noch nicht fest. Für weitere Informationen und zu Fragen über die Möglichkeit, Partner zu werden und von der Werbekraft der Kampagne zu profitieren, können sich Interessenten melden unter Tel. +49 202 897 989 57 oder E-Mail: dennis@2increase.de.

Bereits seit mehreren Jahren betreibt der Verband die Informationsplattform www.entdecke-wassersport.de. Informationen und Videos zu den Themen Segelboot, Sportboot, Motor- und Hausboot, Kanu/Kajak und Tauchen erklären den Einstieg in die verschiedenen Wassersportarten und animieren zum Ausprobieren. Eine weitere sehr erfolgreiche Werbemaßnahme für den Bootssport stellt auch der Informationsstand unter dem Motto „Mit 15 PS führerscheinfrei aufs Wasser“ dar, der seit nunmehr sieben Jahren vom BVWW und einigen Bootsmotorenherstellern auf dem Caravan-Salon Düsseldorf angeboten wird. Mehr als 60 Prozent der Campingurlauber verbringen ihren Urlaub am Wasser und interessieren sich für Aktivitäten, die ihren Urlaub aufwerten. Wassersport steht da an erster Stelle.

Nach einer Umfrage des BVWW können mindestens zehn Prozent der Arbeitsplätze in der Wassersportbranche derzeit nicht mit passenden Mitarbeitern besetzt werden. Um diesem Arbeitskräftemangel in den einzelnen Betrieben, insbesondere im technischen Bereich, entgegenzuwirken, geht die auf drei Jahre angelegte Werbekampagne „Komm zu uns in die Bootsbranche“ für Fachkräfte in ihr zweites Jahr. Sämtliche werblichen Maßnahmen lenken das Interesse auf die Kampagnenwebsite www.bootsjobs.de, auf der alle Branchenunternehmen, unabhängig von eventuellen Verbandsmitgliedschaften, die Möglichkeit haben, Jobangebote kostenlos einzustellen. Bereits 650.000 Personen aus der definierten Zielgruppe wurden durch die verschiedenen Werbemaßnahmen wie TV-Spots, Online-Werbebanner und Social Media-Anzeigen erreicht.

Die Herausforderungen für den Verband wachsen weiter, insbesondere die politische Arbeit nimmt einen Großteil des Engagements ein. Bereits 2016 hatte das Bundesverkehrsministerium ein Wassertourismuskonzept vorgestellt. Angekündigt wurde u.a. die Bereitstellung zusätzlicher Personal und Haushaltsmittel sowie die Aufrechterhaltung der Befahrbarkeit der touristisch genutzten Wasserstraßen. Geschehen ist bis dato trotz verschiedener Anhörungen, Beteuerungen von Staatssekretären und Ministern sowie zahlreicher Gespräche faktisch nichts. Seit Veröffentlichung des Wassertourismuskonzeptes ist es nicht einmal gelungen, den baulichen Zustand der Infrastruktur zu bewerten sowie den daraus folgenden Investitionsbedarf zu konkretisieren und zu priorisieren. Beides wäre die Voraussetzung für den im Wassertourismuskonzept angekündigten gesonderten Haushaltstitel für die Nebenwasserstraßen, den es mangels eines konkretisierten Investitionsbedarfs bis heute nicht gibt. Hinzu kommt, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages finanziellen Zuwendungen für den Erhalt und Ausbau der touristisch genutzten Bundeswasserstraßen ohnehin sehr skeptisch gegenübersteht. Man vertritt die Auffassung, Tourismus sei Ländersache und von den Ländern auch zu finanzieren. Immerhin hat das Bundesministerium füt Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) inzwischen eine Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes mit dem Ziel vorgeschlagen, die Zuständigkeit des Bundes für die touristisch genutzten Bundeswasserstraßen gesetzlich zu verankern und damit dem Haushaltsausschuss den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das Parlamentsverfahren hierzu sollte Anfang 2020 starten. Was geschieht, wenn notwendige Instandsetzungsarbeiten immer weiter verschoben werden, zeigt das Beispiel der Schleuse
Zaaren, die die wichtigste Verbindung zwischen Berlin und der Müritz-Region darstellt und praktisch für die gesamte Saison 2019 gesperrt blieb. Für die betroffenen Unternehmen bedeutete das Schäden in Millionenhöhe bis hin zur Existenzgefährdung. Für die Region einen Imageverlust, der nicht zu beziffern
ist.

Hochaktuell bleibt die Zukunft der touristisch besonders wichtigen Nebenwasserstraßen (2.800 km mit 120 Wehren und 140 Schleusen). Das Bundesprogramm Blaues Band Deutschland wurde im Gegensatz zum Wassertourismuskonzept unmittelbar durch die Bundesregierung beschlossen und besitzt damit eine hohe politische Priorität. Von Beginn an war klar, dass die Branche diese Entwicklung nur gemeinsam, mit einer Stimme sprechend, beeinflussen kann. Als besondere Erfolge der gemeinsamen Bemühungen dürfen die Einbindung einiger maritimer Verbände in den Beirat des Bundesprogrammes Blaues Band Deutschland und die Entwicklung einer Methodik für die Bewertung von Investitionen für Infrastrukturprojekte im Bereich der Freizeitschifffahrt angesehen werden. Bisher waren viele Infrastruktur-Investitionen im Bereich der Freizeitschifffahrt daran gescheitert, dass der notwendige gesamtwirtschaftliche Nutzen nicht dargestellt werden konnte. Die neue Bewertungsmethodik bezieht nun erstmalig den touristischen Nutzen mit in die Bewertung ein. Das darf als ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Erhaltung und zum Ausbau der wassertouristischen Infrastruktur angesehen werden. Beide Themen werden den BVWW auch im Jahr 2020 beschäftigen. Ist zu hoffen, dass seitens des BMVI in den kommenden Monaten eine Bestandsschau der wassertouristischen Infrastruktur der touristisch genutzten Bundeswasserstraßen vorgelegt werden wird, auf deren Grundlage ein konkreter Investitionsbedarfsplan für die kommenden Jahre erarbeitet werden kann, der dann seinerseits Grundlage für einen gesonderten Haushaltstitel im Jahr 2021 ist. (Lesen Sie dazu auch den Bericht „Das Ende der unendlichen Geschichte?“)

ADAC und BVWW haben wie in den vergangenen Jahren auch für die aktuelle Legislaturperiode einen gemeinsamen politischen Forderungskatalog verfasst und auf politischer Ebene kommuniziert. Inzwischen ist es gelungen, zumindest einen Teil der gemeinsamen Forderungen in das Arbeitsprogramm des BMVI zu integrieren. Nach den bisher geführten Gesprächen geht der BVWW davon aus, dass im Jahr 2020 konkrete Ergebnisse in den folgenden Aktivitätsfeldern erzielt werden können:

• Überarbeitung und Zusammenfassung der Sportbootvermietungsverordnungen Binnen und See
• Überarbeitung und Modularisierung der amtlich anerkannten Führerscheine SHS, SSS und SKS
• Weiterentwicklung des Wassertourismuskonzeptes (Bestandsschau, Priorisierung, Investitionskonzept, separater Haushaltstitel)
• Fahrtauglichkeit von Vermietfahrzeugen

Daneben beschäftigt sich der BVWW, auch in Kooperation mit dem europäischen Dachverband der Wassersportwirtschaft EBI, künftig auch weiter mit folgenden, bislang ungelösten Problemen:

• Mehrwertsteuerproblematik (Mehrwertsteuernachweis bei Gebrauchtyachten; Mehrwertsteuersatz bei kurzfristiger Vermietung von Liegeplätzen; Mehrwertsteuersatz bei Übernachtung an Bord von Charteryachten; pauschale Mehrwertsteuerreduzierung bei seegängigen Leasingyachten; Mehrwertsteuersatz für Treibstoff auf Charteryachten)
• Strafzölle auf Boote / Abbau von Handelshemmnissen
• EU-Projekt „Blue Generation“: Im Rahmen dieses Projektes sollen junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren für eine Karriere in der maritimen Wirtschaft gewonnen werden.
• EU-Projekt „Blue Economy“: Im Rahmen dieses Projektes entwickelt die EU Vorschläge für eine Harmonisierung bootsspezifischer Regulierungen.
• Überarbeitung der Recreational Craft Directive (Sportbootrichtlinie)