Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V.

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Der Baumeister des BVWW

Vom Rabattverein zum führenden Wirtschaftsverband der Wassersportbranche: Nach 33 Jahre als Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft hat sich Jürgen Tracht in den Ruhestand verabschiedet.

Service und Information, Transparenz und Aufklärung, Basis- und Lobby-Arbeit – all dies hat Jürgen Tracht in den vergangenen 33 Jahren im Dienst für „seinen“ Verband angetrieben. 33 Jahre, in denen der heute 65-Jährige die Geschicke des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft (BVWW) als Geschäftsführer gelenkt und dabei sein profundes Fachwissen sowie sein beachtliches Organisations- und Moderationstalent nicht weniger als vier Präsidenten zur Verfügung gestellt hat – in ruhigen Fahrwassern wie in stürmischen Zeiten. 1987 eingestellt vom damaligen Präsidenten Willi K. Seifert (1984 bis 1992), arbeitete der Wuppertaler in den darauffolgenden Jahren mit Dr. Erich Münzer (1992 bis 2000), Axel Meier (2000 bis 2004) und Robert Marx (2004 bis heute) zusammen. Am 1. Juli 2020 hat sich Jürgen Tracht nun in den Ruhestand verabschiedet, der sicherlich nur dem Wortlaut zufolge ein ruhiger Stand sein dürfte.

Im Oktober 1987 übernahm Tracht die Aufgaben des Geschäftsführers in dem 1961 gegründeten Verband, dessen Hauptaufgabe seinerzeit in der Rückerstattung von auf der boot Düsseldorf aufgelaufenen Ausstellergebühren für Mitgliedsfirmen bestand. Und so manche Firma bekam vom Verband mehr Rabatt, als sie Beiträge gezahlt hatte. Doch Jürgen Tracht hatte andere Perspektiven. Zielstrebig führte er die Geschicke des Verbandes auf dem Weg vom „Rabattverein“ zu dem führenden Wirtschaftsverband der deutschen Wassersportbranche. Er pflegte die enge Zusammenarbeit mit der weltgrößten Wassersportmesse, der boot Düsseldorf, deren ideeller Träger der Verband seit 1971 ist, und baute mit seinem Team und dem Präsidium über die Jahre ein umfangreiches Service-Angebot für die einzelnen Mitglieder ebenso auf wie eine effektive Lobbyarbeit für die gesamte Branche.

Dabei stand für Jürgen Tracht die Vertretung der Mitglieder und das Wohl der gesamten Wassersportbranche stets im Vordergrund. Und immer holte er starke Partner wie beispielsweise den ADAC oder den Tourismusverband ins Boot, um sich als Branche gegenüber der Politik nachhaltig Gehör zu verschaffen. Doch trotz geschickter Strategie gab es immer auch Gegenwind, denn Endverbraucherverbände und Wirtschaftsverbände haben nicht immer denselben Kurs, selbst wenn es um dieselben Ziele, das Wohl des Wassersports, geht.

Mit Weitblick agieren und im Bedarfsfalle schnell reagieren – das war stets die Maxime von Jürgen Tracht. Als BVWW-Geschäftsführer hat er immer engen Kontakt gehalten zu den wichtigsten Ausschüssen und Parlamentariern bis hinauf auf Bundesebene und auf diese Weise dafür gesorgt, dass der Verband in allen wichtigen wassersportrelevanten Fragen an der Beratung und Entscheidungsfindung bis hinauf auf höchste Ebene beteiligt wurde. Stets konnte er dabei seine analytischen Ansätze und seine zielführenden Vorschläge, vor allem aber sein profundes Fachwissen um die Branche für die Branche in die Waagschale werfen, das er sich mit großem persönlichen Einsatz in jahrelanger akribischer Basisarbeit bei den einzelnen Mitgliedsfirmen erworben hat. Entsprechend groß war daher die Anerkennung seiner Gesprächspartner sowohl in Mitgliedsbetrieben als auch in internationalen Wirtschaftsgremien und in der Politik.

Einer der ersten Schritte Trachts, um die Kräfte der Branche zu bündeln, war die Gründung von Facharbeitskreisen für bestimmte Branchensegmente. Grundlage dafür war seine Überzeugung: Gemeinsam ist man stärker, und gemeinsam lassen sich Probleme besser lösen. Und so ganz nebenbei erhöhte der BVWW mit der Etablierung der Arbeitskreise die Bindung der Unternehmen an den Verband.

Parallel dazu sorgte Tracht für den Auf- und Ausbau von attraktiven Dienstleistungs- und Informationsangeboten – exemplarisch erwähnt sei hier die stark frequentierte, kostenlose juristische und steuerrechtliche Beratung für Mitgliedsunternehmen. Zum umfangreichen Serviceangebot gehören heute die juristische Prüfung von Prospekten und Katalogen auf wettbewerbsrechtliche Unbedenklichkeit, der Entwurf von Formularen, Verträgen und AGB für alle Branchensegmente, die Hilfe beim Aufbau und der Pflege der Firmenhomepage, ie betriebswirtschaftliche Beratung, Marktstatistiken und -analysen, Professionalisierungsangebote, Unternehmens- und Personenzertifizierung, Seminare, Schulungsveranstaltungen und Zertifizierungsprogramme. Und die Branche weiß dieses umfangreiche Angebot zu schätzen: Mit Jürgen Tracht erlebte der BVWW einen Anstieg seiner Mitgliedsfirmen von 260 auf 450.

Als einer der letzten großen Erfolge in seiner Amtszeit ist es ihm nach jahrelangen zähen Verhandlungen in diesem Jahr gelungen, den in Berlin ansässigen Wirtschaftsverband Wassersport in Form einer Arbeitsgruppe Ost mit 75 neuen Mitgliedern an den BVWW zu binden.

Mit den Aktionen „Start Sailing“ und „go boating“ wurden neue Wassersportler generiert, mit der Jobbörse wird dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern entgegengewirkt.

Tue Gutes und rede darüber: In Zusammenarbeit mit dem SVG Verlag hat Jürgen Tracht das Verbandsmagazin, die „Wassersport-Wirtschaft“, vom internen Verbandsheft zu einem der führenden Branchenmagazine im deutschsprachigen Raum entwickelt, das sowohl von Mitgliedern als auch von Entscheidern auf wirtschaftlicher und politischer Ebene als Informationsquelle genutzt wird. Mit seinem sicherem Gespür für branchenrelevante Themen hat Tracht die „Wassersport-Wirtschaft“ gemeinsam mit anerkannten Fachjournalisten wie Hans Wischer und Redakteuren aus dem SVG Verlag sowie mit fundierter Rechtsberatung zunächst durch den Justitiar Dr. Michael Unkelbach, heute durch dessen Nachfolger Stefan Meyer, als eine unverzichtbare Informationsquelle für und über die Branche im Markt etabliert.

Aber stets hat der Wuppertaler auch über die eigene Bordkante geblickt: So gehörte der BVWW im Jahr 1993, angetrieben von Jürgen Tracht, zu den Gründungsmitgliedern des International Marine Certification Institute (IMCI) in Brüssel. Seither war er Mitglied des Board of Directors, von 2016 bis 2019 war er dessen Präsident.

Als besondere Meilensteine in Trachts Dienstzeit sind die Einführung der Charterscheinregelung 2000 sowie die Gründung der Forschungsvereinigung für die Sport- und Freizeitschifffahrt e.V. (FVSF) 2007 zu nennen, dessen Institutsleiter Jürgen Tracht ist. Einer der größten Erfolge dürfte jedoch die Einführung der 15 PS-Regelung im Jahr 2012 sein. Messbare Erfolge dieser Regelung, die gegen einige Widerstände durchgesetzt wurde: Mehr Spaß auf dem Wasser und mehr Umsatz für die Branche. Parameter, die Jürgen Tracht als Geschäftsführer des Branchenverbandes stets am Herzen gelegen haben – und die dem passionierter Wassersportler auch künftig eine Herzensangelegenheit bleiben werden.

Nach 33 ereignis- und erfolgreichen Jahren hat Jürgen Tracht nun das Ruder an Karsten Stahlhut übergeben.