Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V.

Nationalpark Ostsee - Interessengemeinschaft macht Front gegen existenzbedrohendes Vorhaben

Große Wellen schlägt das Vorhaben des Umweltministers von Schleswig-Holstein, Tobias Goldschmidt (Bündnis 90/Die Grünen), an der dortigen Ostseeküste einen Naturpark einzurichten..

Die Ostsee braucht einen stärkeren Schutz. Das sieht auch eine Interessengemeinschaft Nationalpark Ostsee so, die sich mittlerweile gegründet hat. Viele Vereine, Verbände, Unternehmen und Betriebe, Institutionen, Kommunen und Tourismusorganisationen stehen hinter dieser Interessengemeinschaft, die laut eigenen Angaben die Menschen in den Küstenregionen und die betroffenen Betriebe und Unternehmen über die Beschränkungen aufklären möchte, die ein Nationalpark unmittelbar und auf lange Sicht zwangsläufig mit sich bringen würde. Denn es sei strittig und werde zunehmend kritischer gesehen, ob ein Nationalpark das geeignete und vor allem das einzige Instrument zum notwendigen Schutz der Ostsee sei.

Die Interessengemeinschaft fordert die Landesregierung und das Umweltministerium auf, zum Schutz der Ostsee geeignete Maßnahmen zu ergreifen, aber von der Einrichtung eines Nationalparks zwischen Flensburg und der Lübecker Bucht, auch um Fehmarn herum, abzusehen. Betroffen wären auch die meisten Regattabahnen der Kieler Woche, da die „Potenzialkuliusse“ bis an Strande heran reicht. Nur wenige Korridore, die vor allem von der Handelsschifffahrt genutzt werden, sind in den bisher vorliegenden Plänen ausgenommen.

Insbesondere wird befürchtet, dass der Tourismus in den betroffenen Regionen - vor allem die Kreise Ostholstein und Plön – erheblich beeinträchtig wird. Zwischen 60 und 90 Prozent der Arbeitsplätze sind „unmittelbar oder mittelbar mit dem Tourismus verbunden“, so die Interessengemeinschaft. Eine Nullnutzung der Ostsee und deren Strände, wie sie ein Naturpark mit sich bringen würde, werde massive negative Auswirkungen auf den Tourismusstandort Schleswig-Holsteins haben. Neben negativen Folgen für den Tourismusbereich an Land (Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel, Camping, Ferienhöfe) würde eines der beliebtesten Wassersportreviere Mitteleuropas erheblich beeinträchtigt.
 

Quelle: MEKUN – Potenzialkulisse des Nationalpark Ostsee

Den Befürchtungen versucht die Partei „Die Grünen/Bündnis 90“ in Schleswig-Holstein entgegen zu treten. In einer Pressemitteilung wird deren Landesvorsitzender, Gazi Freitag, zitiert: „In einem potentiellen Nationalpark Ostsee wird Wassersport mitnichten verboten. Nationalparks sind keine Sperrzonen, sondern beinhalten ein gutes Miteinander verschiedener Nutzungsgruppen und vor allem auch Naturerleben – wozu der Wassersport zweifelsohne zählt. Die regelmäßigen Surf-Weltcups auf Sylt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zeigen, dass ein gutes Miteinander von Naturschutz und Wassersport möglich ist.“

Vier Surf-Veranstaltungen stehen derweil auf dem offiziellen Terminplan 2023 der Insel, mit jeweils vier bis zehn Tagen Dauer. Davon sind nur zwei World-Cups, die anderen beiden eher auf nationalem Niveau. Beim „Mercedes-Benz Windsurf World Cup“ Ende September wird mit bis zu 130 Fahrern gerechnet - unter die sich laut Insel-Homepage 210.000 Besuchern mischen würden. Wie der Landesvorsitzende der Grünen zu dem Vergleich zwischen vier Events auf Sylt, die berühmtberüchtigt für ihre Partys sind, und dem riesigen Wassersportrevier der schleswig-holsteinischen Ostseeküste kommt, geht aus der Mitteilung vom 10. Mai nicht hervor.

Wirtschafts-Staatssekretärin Julia Carstens (CDU) indes unterstrich durch ihren Besuch bei der Eröffnung des Hamburg ancora Yachtfestivals zwei Tage später die Bedeutung des Wassersports für das Bundesland.

Große Verunsicherung in der Region

Die Interessengemeinschaft fordert, zunächst über einen Maßnahmenkatalog unterhalb der Einrichtung eines Naturparks mit allen Betroffenen zu sprechen. Explizit angesprochen werden da die Beseitigung von Munitionsresten, die seit dem Zweiten Weltkrieg in der Ostsee in bekannten Bereichen liegen, strengere Kontrollen bei der illegalen Entsorgung von Rückstandsschlämmen aus schwerölbetriebener Schifffahrt sowie ein Vorantreiben und Weiterentwickeln neuer Abgasreinigungssysteme. Auch nationale und internationale Abkommen mit Akteuren zum Schutz der Ostsee sollten in die Wege geleitet werden. Durch den Verfahrensbeginn habe man bisher nicht den Eindruck, dass noch über ein „Ob“ gesprochen werden könne. In der Region herrsche daher große Verunsicherung, geradezu Existenzängste würden sich in so manchen Betrieben breit machen.

Zu Recht wird darauf verwiesen, dass die Region über viele tausend Bootsliegeplätze in attraktiver Lage verfügt, eine Vielzahl weiterer Wassersportler beheimatet und damit deutschlandweit einen erheblichen Standortvorteil mit enormer wassersportbezogener Wirtschaftskraft besitzt. Zahlreiche Arbeitsplätze sind in diesem Bereich damit verknüpft, auch wurden in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen im Vertrauen auf ein prosperierende Entwicklung getätigt. So aber müsse man einen wirtschaftspolitischen Kahlschlag durch die Landesregierung befürchten. Allein das Vorhaben verunsichere Investoren. Lebens- und Arbeitsbedingungen müssten erhalten bleiben - und mit Augenmaß geschützt werden, betont die Interessengemeinschaft.

Zu Wort gemeldet hat sich auch der VDWS, der eine massive Nutzungseinschränkung für den Wassersport mit unverhältnismäßiger Bürokratie und Kosten befürchtet. „Die Erfahrung aus vergleichbaren anderen Projekten zeigt, dass es nach einem ersten Start im Laufe der Jahre immer weitere Einschränkungen geben wird, bis hin zur Nullnutzung“, sagt Thomas Weinhardt, Ehrenvorsitzender des VDWS.

Auch der BVWW hat sich in die Diskussion eingeschaltet. „Wir sind in den Prozess eng eingebunden und haben in verschiedenen Workshops – Wassersport, Wirtschaft und Tourismus – Teilnahmeplätze“, erklärt Karsten Stahlhut. „Ich denke daher, dass wir als Branche sehr gut vertreten sind und die Interessen unserer Mitglieder am Ende Berücksichtigung finden werden“, hofft der BVWW-Geschäftsführer. „Jeder will die Ostsee schützen, das Vehikel ist jedoch fragwürdig“, kritisiert er die offensichtliche Zielrichtung.

Wir werden weiter berichten.

  • 21.11.2023

    Antwortschreiben von Minister Goldschmidt

     auf den Offenen Brief Konsultation Nationalpark Ostsee vom 24. Oktober 2023

  • 06.11.2023

    Artikel aus den Kieler Nachrichten zum Konsultationsprozess Nationalpark Ostsee

    "Goldschmidt gibt Nationalpark nicht auf"

  • 24.10.2023

    Offener Brief / Ministerpräsident Daniel Günther Staatskanzlei, Kiel - Minister Tobias Goldschmidt MEKUN, Kiel

  • 13.09.2023

    Konsultation Nationalpark Ostsee - Positionspapier des Tourismusverbands Schleswig-Holstein e. V.

  • 13.09.2023

    Nationalpark Ostee vor dem Aus?

    Heute erreichte den BVWW die Nachricht, dass die CDU Fraktion des Landes Schleswig Holstein die Umsetzung eines Nationalparks nicht mittragen werde.

    „Einen Nationalpark Ostsee wird es in Schleswig-Holstein auch auf lange Sicht nicht geben. Obwohl die Grünen weiter dafür werben, hat die CDU das Thema parteiintern bereits begraben – und Landeschef und Ministerpräsident Daniel Günther zieht dabei mit“, so die Lübecker Nachrichten heute mittag.

    Den ganzen Artikel finden Sie hier:

  • 28.08.2023

    Antwort Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur

  • 03.08.2023

    Günther zum Nationalpark Ostsee: Es bleibt nicht alles beim Alten | SHZ

  • 31.07.2023

    Offener Brief der IG Nationalpark Ostsee

  • 28.07.2023

    Landessportverband Schleswig-Holstein - Offener Brief

  • 11.07.2023

    Ad-hoc Mitteilung Freie Ostsee Schleswig-Holstein eine Initiative des „Surf und Paddel“ Bündnis e.V. i.G. - Nationalpark Ostsee rechtlich unzulässig!

  • 02.07.2023

    VDWS International - Newsletter Nationalpark Ostsee

  • 29.06.2023

    Schleswig-Holstein, Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur - Offener Brief