Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V.

Check bestanden

Die boot Düsseldorf ist mit einem neuen Hallen-Layout in das zweite Jahrzehnt gestartet. Bei Messeschluss stand fest: Das neue Konzept hat den Check bestanden. Nachbesserungen werden hier und da notwendig sein. Die Messeleitung verspricht offene Ohren für die Wünsche ihrer Aussteller.

Die im Herbst 2019 im Düsseldorfer Messegelände eröffnete Großhalle 1 stand im Januar erstmals auch der boot zur Verfügung. Für boot-Director Petros Michelidakis und sein Team ein guter Grund, den gesamten Hallenkomplex gründlich unter die Lupe zu nehmen und für die künftige Entwicklung der Veranstaltung wichtige Weichen zu stellen.

Dem Tauchsport gehören nun zwei Messehallen in einer Nachbarschaft, die Synergien schafft: Wassertourismus und Wassersportausrüstungen. Das traditionell starke und vielfältige Angebot an Motorbooten und Motoryachten wurde räumlich zusammengeführt und thematisch geordnet, um Besucherinteressen schneller und gezielter bedienen zu können.

Die Messeleitung hatte bereits vor der boot 2019 in zahlreichen Gesprächen mit Ausstellern, Wirtschafts- und Sportverbänden über das neue Hallen-Layout informiert, um Vertrauen geworben und letztlich auch positive Entscheidungen herbeigeführt. Rückenwind bekam die Bewährungsprobe darüber hinaus von rund 250.000 Besuchern, darunter 80.000 internationale Messegäste, die als Garanten für gute Geschäfte gelten.

Das Ergebnis: An den Grundfesten des Konzepts will mehrheitlich keiner rütteln. Eine Umfrage unter rund 60 Ausstellern der von den Veränderungen betroffenen Hallen ergab aber auch, dass in Teilen optimierungsbedarf besteht.

Der motorisierte Bootssport freute sich über die neue gemeinsame Adresse, die Power Walk heißt. Die Straße, in der Wassersportträume unter Motor wahr werden können, erstreckt sich nun – geordnet nach Marktsegmenten – von der Halle 1 bis in die Mitte der Halle 9.

Michael Müller, CEO Bavaria Yachtbau, brachte die Stimmung in der Messehalle 1 auf den Punkt: „Die Auswahlder Aussteller war perfekt. Besucherkonnten sich bei allen wichtigenAnbietern über das Segment zwischen 30 bis 55 Fuß informieren. Wie haben uns mit unserem Portfolio sehr gut aufgehoben gefühlt.“

Die Aussteller von Sportbooten und Außenbordmotoren fanden sich in der als Zentrum für Einsteiger ausgeflaggten Messehalle 3 gut platziert, deutlich sichtbar und trafen auf ein interessiertes und kauffreudiges Publikum. B2B-Kontakte konnten reichlich geknüpft und gepflegt werden.

Ein Wermutstropfen war die fehlende Nähe zu den Schlauchbooten(Ribs). Wer sich für dieses Segment interessierte, musste die erheblich entfernte Halle 9 aufsuchen. Michael Hammermeister, Chef der Bootsmanufaktur Hellwig, Erkelenz, verwies darauf, „dass im Segment zwischen 4,5 bis 5 m Bootslänge sehr häufig zwischen Ribs und Festbooten verglichen wird“. Robert Marx, Geschäftsführer von Friedrich Marx, pflichtete ihm bei: „Gerade Einsteiger schwanken noch zwischen Festrumpf und Rib. Wer erst einmal in die Halle 9 gegangen ist, kommt nicht in die Halle 3 zurück. Gleiches gilt für Kunden, die einen Außenborder suchen.“ Marx weiter: „Sonst ist die neue Hallenplanung gelungen und bedarf nur kleiner Korrekturen.“

So mancher Besucher fand wohl auch nicht auf Anhieb den Weg in die Halle 3, was auch für die Halle 1 gilt. Die Chancen, die der neue Eingangsbereich Süd für eine schnelle und intuitive Erkundung der beiden Hallen bietet, dürften im nächsten Jahr deutlich größer werden.

Die boot-Leitung ist sich sicher, dass sie in Sachen Kommunikation alle Register gezogen hat, um die Besucher auf die Veränderungen vorzubereiten. Kleine Lücken werden noch geschlossen, Informationen und Maßnahmen überprüft, wo nötig ergänzt und auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. „Aber das ist im Messegeschäft ohnehin Pflicht“, so Michelidakis.

Mit der neuen Superboat Show in der Halle 5 hat sein Team in jedem Fall einen Treffer gelandet. Die luxuriösen Tender, Chase Boats und kleinen „Superyachten“ zogen ein hochkarätiges Publikum an, das es beim Anschauen nicht beließ. „Die Aussteller waren begeistert. Auch die Vorbehalte von Unternehmen, die zuvor mit ihren Ständen in der Halle 6 sehr zufrieden gewesen waren, lösten sich mit Messebeginn sehr schnell in Luft auf“, fasst Michelidakis zusammen.

Wenig Grund zur Klage fanden die Anbieter von Bootsausrüstungen und Zubehör nach dem Umzug von der Halle 9 in die Halle 10. Jens Ellermann, Geschäftsührer Bukh Bremen, bewertete den Messeverlauf „absolut positiv. Wir hatten spürbar mehr Besucher, und was noch viel wichtiger ist, die Kunden haben auch sehr gut bei unseren auf dem Stand vertretenen Fachhändlern geordert.“ Zu den vergleichbaren Ergebnissen kommt Niko Reisch, Geschäftsführer von Nordwest-Funk. „Wir haben unsere Zielgruppe zu 100 Prozent erreicht, konnten neue Kontakte generieren und bestehende pflegen. Die Besucher schienen auch gut auf den Messebesuch vorbereitet zu sein.“

Mehr Arbeit kommt aus den Tauchsporthallen auf das boot-Team zu. Vor allem die Besucherführung in den Hallengängen fand so mancher Aussteller optimierungsbedürftig. Von später Reue über den Umzug kann allerdings auch in diesem Segment nicht die Rede sein.

Der Tauchsport-Industrieverband (tiv) zollte der boot in seiner Messe-Nachlese öffentlich ein „großes Lob, das die anfänglichen Bedenken überschattete“. Dennis Uerlings von Verbandsmitglied Polaris, machte in seinem Kommentar deutlich, dass die stets gut informierten Fachbesucher keine Orientierungsprobleme haben. Aber auch er registrierte, „dass viele Endkunden auf Grund der wenig intuitiven Wegeführung seinen Stand verfehlten.“

Zu denen, die das anders sahen, gehört Thomas Dederichs, CEO BTS Europa AG, die Tauchsportausrüstungen vertreibt: „99 Prozent unserer Kunden war der Umzug bekannt. Wir sind überzeugt, dass unsere Mitbewerber die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Die neue Aufteilung hat sicherlich auch dazu geführt, dass Kunden neue Bereiche besucht haben.“

Der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) zeigte sich mit Platzierung und Besucherresonanz zufrieden, bewertete den Messeverlauf kurz aber klar mit „Gut“. Optimierungsbedarf meldete der Verband bei der Planung und Aufteilung der Aktions- und Informationszentren an. Gleiches gilt für das „teilweise verwirrende Gangsystem.“

Das boot-Team Messe Düsseldorf hat der Branche bereits zugesagt, alle notwendigen Veränderungen umzusetzen und auch schon konkrete Vorstellungen dazu entwickelt (siehe Interview mit Petros Michelidakis).

Zunächst wollen sich die Messemacher aber in Gesprächen mit Ausstellern und Verbänden einen Überblick über den Optimierungsbedarf in allen Bereichen verschaffen, die einen Standortwechsel vollzogen haben. Mehr ist im Moment wohl auch nicht drin. Die Corona-Pandemie hat die Welt fest im Griff. Veranstalter von Messen und Ausstellungen zählten zu den ersten, die von der Gewissheit Abschied nehmen mussten, dass die nahe Zukunft planbar ist. Erst wenn die Wirtschaft ihre Arbeit wieder aufgenommen hat, wird sich zeigen, wie sich die Wassersportbranche bei der boot engagieren wird. Petros Michelidakis ist Realist. Die Wünsche seiner Aussteller zu erfüllen, wird am Ende nicht die einzige Herausforderung sein.