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Zukunftschance: Wassertourismus

Zukunftschance: Wassertourismus
 
Der Begriff maritimer Tourismus ist vergleichsweise jung. Noch vor wenigen Jahren wurde fast ausschließlich von Sport, also von Segeln, Surfen, Motorbootfahren, Rudern, Kanufahren etc., gesprochen. Die sportliche Aktivität stand eindeutig im Vordergrund. Die touristischen Aspekte, die damit verbunden sind, weniger.

Diese Situation hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Heute stehen nicht nur die sportlichen sondern vor allem auch die touristischen Aspekte, die mit dieser Sportausübung verbunden sind, im Vordergrund.

Für die weitere Entwicklung der maritimen Wirtschaft spielt der Wassertourismus eine wichtige Rolle. Zusätzliche wirtschaftliche Potentiale lassen sich gerade über diesen Zugang erschließen. Allerdings sind dafür bundesweit einheitliche Strukturen erforderlich. Wassertouristen benötigen ein einheitliches Beschilderungs- und Leitsystem, ein qualitativ hochwertiges und bewertbares Angebot und ein zentrales wassertouristisches Informationssystem. Wenn alle am Wassertourismus Beteiligten ein gemeinsames Ziel verfolgen, kann diese wichtige Zukunftschance genutzt werden.

Beschilderungs- und Leitsystem

Wer auf dem Wasser unterwegs ist, möchte wissen, in welchem Hafen er als Gastlieger willkommen ist. Ein bundeseinheitliches Hinweisschild gibt es bisher hierfür nicht. Die größten Chancen bestehen zweifellos für die "Gelbe Welle". Dieses Hinweisschild wurde in Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bereits teilweise eingeführt. Es signalisiert: In diesem Hafen sind Gäste willkommen. Der BWVS setzt sich dafür ein, dass dieses Hinweisschild möglichst schnell und flächendeckend bundesweit eingeführt wird.

Der einfachste Weg wäre es, wenn das Bundesministerium für Verkehr die Rechte an diesem Schild erwerben und den jeweiligen Tourismusorganisationen zur weiteren Nutzung zur Verfügung stellen würde. Gespräche in diese Richtung werden bereits geführt.

Qualitativ hochwertige und bewertbare Angebote

Es ist eine alte Tatsache, dass sich dauerhaft nur Angebote erfolgreich vermarkten lassen, die über eine definierte und vom Kunden bewertbare Qualität verfügen. Der Wassertourist muss wissen, welche Qualität der Dienstleistung er in einem Hafen erwarten kann und er muss dies möglichst auf einen Blick erkennen können. Qualität und touristische Kompetenz dokumentieren

In Mecklenburg-Vorpommern soll die Qualität der Hafenanlagen durch ein Qualitätssiegel (MQM) dokumentiert werden. Das Signet steht für Qualität, Sicherheit und Umweltschutz und wird nach einer Schulung der Teilnehmer und anschließendem Audit der Hafenanlage verliehen. Der BWVS unterstützt dieses Konzept, da es eine Mindestqualität des Hafens und die notwendige touristische und betriebswirtschaftliche Kompetenz des Betreibers dokumentiert. Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wird durch diese Maßnahme nachhaltig gefördert.

Dieses Konzept wurde im Rahmen eines Workshops anlässlich der boot Düsseldorf den Landestourismus- und Sportverbänden vorgestellt. Es wäre wünschenswert, wenn dieses Modell bundesweit eingeführt würde.

Angebote bewertbar machen – die "Blauen Sterne"

Das Dienstleistungsangebot der Häfen muss aber auch für den Wassertouristen bewertbar und auf einen Blick erkennbar sein. Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, AQU - Zentrum für Arbeitssicherheit, Qualitätsmanagement und Umweltschutz, Rostock, sowie die Vereinigung Deutscher Sportboothäfen im BWVS haben deshalb gemeinsam ein Konzept zur Klassifizierung von Hafenanlagen erarbeitet. Für die Klassifizierung "Blaue Sterne" standen die vergleichbaren Klassifizierungssysteme aus dem Hotel- und Gaststättenbereich und dem Campingplatzbereich Pate. Damit sollen folgende Ziele erreicht werden:

• die Qualität einer Wassersportanlage hinsichtlich ihrer Funktionalität, der Einhaltung technischer und umweltrelevanter Standards und auch hinsichtlich ökonomischer Effekte und ihrer wassersportlichen und touristischen Bedeutung zu erfassen,

• die Vergleichbarkeit von Anlagen unter Beachtung unterschiedlichster Ausgangsbedingungen (Standort, Anlagenart und -größe) zu gewährleisten und

• unterschiedlichste Niveaus der Qualität von Wassersportanlagen abzubilden.

Auch dieses Konzept wurde anlässlich der boot’2004 vor- und zur Diskussion gestellt. Es ist das gemeinsame Ziel der Initiatoren, dieses Konzept in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tourismusverband, den Landestourismus- und Sportverbänden bundesweit umzusetzen.

Zentrales Informationssystem

Informationen zu Wasserstraßen, Befahrensmöglichkeiten, Wassersportanlagen und Unternehmen, die maritime Dienstleistungen anbieten werden von einer Vielzahl an Verbänden und Organisationen angeboten. Für den Wassertouristen ist es mühsam, schnell und bequem die notwendigen Informationen zu bekommen. Was fehlt, ist eine zentrale Informationsplattform mit allen wassertouristisch relevanten Informationen.

Wassertourismus Guide (WTG)

Diese zentrale Informationsplattform wurde mit dem Wassertourismus-Guide (WTG) nun geschaffen. Der WTG ist in Zusammenarbeit zwischen ADAC, Messe Düsseldorf, BWVS und vivawasser.de AG entstanden. Der WTG ist ein internetgestütztes Informationssystem, das per Mausklick eine Törnvorbereitung ermöglicht. Die Informationen zu Häfen, Unternehmen etc. werden auf digitalisierten und zoombaren Kartensystemen dargestellt.

Der inhaltlichen Daten stellt der BWVS zur Verfügung. ADAC und Messe Düsseldorf gewährleisten den Betrieb der Plattform durch finanzielle Zuwendungen bis sich der WTG aus den Vermarktungseinnahmen trägt.

Der WTG umfasst folgende Bereiche:

• Hafenanlagen
• nautische Informationen (Brücken, Wehre, Schleusen, Tankstellen, Befahrensvorschriften)
• Wassersportunternehmen (Bootshersteller, Händler, Serviceunternehmen, Charterunternehmen etc.)
• Landseitige touristische Informationen

Die Daten zu den Punkten 1 bis 3 werden durch den BWVS zur Verfügung gestellt und regelmäßig recherchiert. Punkt 4 wird durch Verlinkung auf die Landestourismusverbände sichergestellt. Darüber hinaus gewährt das System die Möglichkeit der Selbsteinpflege. Jedes Unternehmen kann seine Daten selbst aktualisieren.

Durch die Kooperation mit ADAC und Messe Düsseldorf wird die Vermarktung der Informationen sichergestellt. Der WTG wird über die Homepages des ADAC (www.adac.de) und der Messe Düsseldorf (www.boot.de) ohne Zugangsbeschränkung sichtbar gemacht. Über www.boot.de ist der Wassertourismus-Guide bereits anwählbar. Die Integration in das Internetangebot des ADAC wird kurzfristig erfolgen. Außerdem wird von den Homepages der Landestourismusverbände, DTV und DZT (Deutsche Zentrale für Tourismus) auf das Angebot verlinkt. Dieses Konzept sichert dem WTG Millionen von Kontakten jährlich.

Vorteile für BWVS-Mitgliedsunternehmen

Für Mitgliedsunternehmen des BWVS ist die Einstellung zu einem weiten Teil kostenlos. Der Kostenvorteil im Vergleich zu Nichtmitgliedsunternehmen liegt bei etwa 60 Euro pro Jahr. Unternehmen, die nicht Mitglied des BWVS sind und einen Eintrag wünschen oder Mitgliedsunternehmen, die einen erweiterten Eintrag wünschen, können dies gegen eine Gebühr tun.

Vor dem Hintergrund der hervorragenden Vermarktungsmöglichkeiten durch die vorstehend genannten Organisationen gewinnt die Klassifizierung der Hafenanlagen eine besondere Bedeutung. Die Besucherströme werden natürlich insbesondere auf diejenigen Anlagen aufmerksam gemacht, die über "Sterne" verfügen. Vergleichbare Vorteile ergeben sich für die Unternehmen, die über eine Zertifizierung verfügen. Hierzu gehören z.B. die zertifizierten Bootshandelsfachbetriebe oder die zertifizierten Sachverständigen. Selbstverständlich wird bei BWVS-Unternehmen kostenlos auf die Zertifizierungen/Klassifizierungen hingewiesen.

Bundesweite Einführung würde Maßstäbe setzen

Beschilderungs- und Leitsysteme, maritimes Qualitätsmanagement und Klassifizierung von Wassersportanlagen machen nur Sinn, wenn diese Konzepte bundesweit eingeführt werden. Das setzt voraus, dass sie möglichst von allen am Wassertourismus beteiligten Organisationen inhaltlich mit getragen und praktisch umgesetzt werden müssen.

Dies ist zweifellos kein einfaches Unterfangen, da es durchaus in einzelnen Punkten unterschiedliche Auffassungen geben kann. Andererseits liegt die Weiterentwicklung und Vermarktung wassertouristischer Angebote im allseitigen Interesse. Hiervon profitieren Tourismusverbände, maritime Wirtschaft und Sportorganisationen gleichermaßen. Eine bundesweite Einführung würde also zweifellos neue Maßstäbe setzen und den Wassertourismus in Deutschland auch im Wettbewerb zu anderen europäischen Ländern völlig neu positionieren. Ein wichtiges Ziel, für das es sich lohnt Kompromisse zu schließen.
 

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